Im Guten gedeiht das Beste - Martina Franca


"Martina, Martina!" hast Du mich aufgeregt, fröhlich gerufen. "Es gibt ihn, ich möchte ihn Zeichnen! Hast Du Stifte da?"
"Sicher, wen möchtest Du denn zeichnen?"
"Ja den von dem der Herr Kirchner im Unterricht sagt, dass es auf uns aufpasst."
"Hmm….!?"
"Was ist, warum bist Du so nachdenklich?"
"Ich habe mir gerade vorgestellt, wie wir das machen wollen…"
"Was machen, ich brauche ein Blatt Papier und Stifte, die hast Du doch immer griffbereit!"
"Ja, wenn es darum geht alltägliches zu zeichnen, anzumahlen, aber das was Du vorhast, das ist nicht alltäglich."
"Warum?""
"Weil Herr Kirchner etwas ganz Wichtiges genau so gesagt hat, dass Du es für Dich selber entdecken willst. Du willst Dir Dein eigenes Bild malen, von dem was Du gefühlt hast, als Herr Kirchner Dir eine schöne Geschichte erzählte."
"Ja, und der will immer, dass wir von den Geschichten, die er uns erzählt ein Bild malen, das macht ihm eine riesige Freude!"
"Er erzählt seine Geschichten sehr schön, nicht war Nina?"
"Oh, ja, da ist alles lebendig, wenn ich ihm zuhöre, dann sehe ich wie es damals war."
"Wie was damals war?"
"Na ja, als er auf Erden war!"
"Und jetzt, wo ist er jetzt?"
"mHmm?"
"Wenn Herr Kirchner nicht weiter weiss, dann schaut er in sein Buch, kennst Du das Buch Martina?"
"Ja, das Buch, das vom Herrn Kirchner habe ich auch."
"Sicher?"
"Ja"
"Gelesen hast Du es auch?"
"Nicht wie andere Bücher, aber ja, gelesen habe ich es auch!"
"Oh, Martina, bitte erzähle mir eine Geschichte aus Herrn Kirchners Buch!"
"Nein, das möchte ich eigentlich nicht, das kann er besser, aber Du wolltest doch ein Bild malen."
"Ja, ist wahr, wo sind die Stifte.."
"Wo sie immer sind, das ist nicht die Schwierigkeit, die Schwierigkeit wird sein, Dich so einzurichten, dass Du die richtige Vorlage hast."
"Eine Vorlage, Martina, ich zeichne aus dem Kopf, Vorlage wozu soll ich eine Vorlage brauchen."
"Nina, nicht so stürmisch: Jeder Maler hat ein inneres Bild von dem was er malen will. Und wenn die Übung noch nicht ganz so gross ist und das zu entstehende Bild etwas ganz grosses werden soll, dann bittet er jemanden ihm Model zu sitzen. Ihm als Vorlage zu dienen."
"Aha, aber muss er dann das zeichnen was er vor sich hat."
"Nein, das nicht, darum werden sehr viele Modelle auch immer wieder böse, wenn sie schliesslich sehen, was der Künstler aus ihnen gemacht hat. Wenn er sich nicht an die Vorlage gehalten hat sondern das aus ihnen machte, was nur er sehen kann."
"Gut Martina, du musst mein Model sein!"
"Nein, mein Liebes, das kann ich nicht."
"Aber, du machst doch nichts anderes, als den ganzen Tag hier zu sitzen. Dann kannst Du auch für mich sitzen. Ich hole nur eben einen Stuhl und setze mich Dir ganz genau gegenüber."
"Nein, Nina, so geht das nicht. Komm mit, ich zeige Dir wo Du Dich im Haus hinsetzen musst, um die einzige mögliche Vorlage für Dein Bild zu sehen."
Hand in Hand betreten sie das Haus, am unteren Ende des Ganges steht ein Garderobeschrank in dem ein grosser Spiegel in der Tür eingelassen ist.
"Etwa hier würde ich sitzen um mein Bild von dem was Euch Herr Kirchner erzählt hat zu machen. Du bist etwas kleiner, also darfst Du auch näher an den Schrank heran, damit Du alles was Wichtig ist auch wirklich gut sehen kannst."
"Was? Ich soll mich in diesen dunkeln Gang setzen und mich im Spiegel ansehen und dann kann ich für Herrn Kirchner ein schönes Bild malen? Martina?!?"
"Nina, was willst Du? Für Herrn Kirchner ein Bild malen oder für Dich? Die Idee ein Bild zu malen, die stammt von Herrn Kirchner, der Wunsch es jetzt zu malen, der kommt, weil Dir Herr Kirchner eine Geschichte erzählt hat, die Dir sehr gut gefallen hat. Jetzt ist es Deine Entscheidung ob Du für Herrn Kirchner eines malst, für Dich oder für mich. Je nachdem wofür Du Dich entscheidest, wechselt die Vorlage, die Du verwenden kannst."
"Wie?"
"Für Herrn Kirchner setzt Du Dich draussen hin, für mich mir gegenüber, ist es für Dich, dann musst Du Dich sehen."
Ganz nachdenklich kommt es nun:
"Martina, hat das etwas mit dem Buch, das Herr Kirchner so gut gefällt zu tun?"
"Ja, Nina, sehr viel!"
"Du hast dieses Buch tatsächlich?"
"Ja, Nina, ich habe dieses Buch".
"Hier in Deinem Haus?"
"Ja, Nina, viele haben dieses Buch, nur wenige haben es gelesen, denn es ist ein schwieriges Buch. Es ist, wie wenn Kinder verstecken spielen, die, die das Buch lesen, müssen immer nach der richtigen Antwort suchen. Nur einfach lesen, das geht nicht."
"Wirklich? Was ist denn in dem Buch versteckt?"
"Die Liebe und die Hoffnung!"
"Ist das alles?"
"Ja, Nina, das ist alles, aber Du wirst lernen, dass ohne diese Beiden Schönen, gar kein Leben möglich ist!"

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